Sonntag, 21. Dezember 2014

Wie das Leben eben so spielt!


Ihr Lieben, 

dass Leben ist nicht immer nett zu einem.
Diese Tatsache muss ich euch wohl nicht erzählen, 
denn dies ist schon lange Zeit kein Geheimnis mehr. 
Und ich warne euch schon einmal vor, denn dieser Post wird wirklich lange! 
Schnappt euch also lieber Mal ne Tasse Kaffee oder wie ich ne Tasse Chai Latte und vielleicht benötigt der ein oder andere auch noch ein Taschentuch! 

Ich hatte einige wirklich wundervolle Jahre, 
vor allem seitdem ich hier in bei meiner Familie lebe und Hamburg den Rücken zugewendet habe. 
Vor ziemlich genau 3 Jahren, hatte ich aber auch ein kleines Burn-Out.
Ich ließ euch damals daran teilhaben, 
weil es mir half wieder zu mir selbst zu finden. 

Doch dieses Mal sah die ganze Sache etwas anders aus.
Seit dem das Räuberkind die Operation am offenen Herzen hatte, 
herrschte hier quasi Funkstille. 
Das auch nicht Grundlos. 

Die Zeit vor der Herz-Op, 
war sehr stressig...das habt ihr ja alle durchaus noch mitbekommen.
2 Tage vor Abreise erfuhren wir das wir quasi keine Unterkunft haben werden 
und das auch noch zu Beginn der Sommerferien. Im Ronald Mc Donald Haus war noch kein Zimmer für uns frei.
Dies brauchten wir natürlich da der Held uns ja nach Hamburg begleiten wollte. 
Naja, jedenfalls ist das ja dann Gottseidank doch noch alles gut gegangen
und wir konnten dann wirklich noch pünktlich am Mittwoch im Ronald Mc Donald Haus einziehen. 

Alles andere wäre wirklich ne kleine Katastrophe geworden. 

Doch das Krankenhaus hatte uns schon fest versichert, dass wenn wir ohne Unterkunft da stehen würden könnte der Held auf alle Fälle mit ins Krankenhaus einziehen. 

Am Donnerstag wurde der Räuber dann wieder ins Krankenhaus eingewiesen, 
und am Freitag fand die Herz-Op statt. 
Ich glaube ich muss euch nicht sagen das ich die ganzen Nächten zuvor (Monatelang) mehr als schlecht geschlafen habe und ich mich selbst auf die Ausbildung nur noch mäßig konzentrieren konnte und diese auch sehr darunter gelitten hat. 
Es hieß jedenfalls, dass der Räuber um 10 Uhr in der früh dran seie.
 Da waren wir schon etwas froh, denn so dachten wir können wir morgens noch gemeinsam etwas im Bett liegen und kuscheln. 
Um 6 wurde ich und der Räuber dann geweckt mit den Worten:
" Es tut uns leid, Jerry ist doch schon um 7 dran und wird jeden Moment abgeholt!" 
PANIK!
Denn der Held war noch nicht bei uns. 
Ich habe ihn also sofort angerufen und er machte sich auch direkt auf den Weg.
 Plötzlich standen dann die Sanitäter schon auf dem Flur und mein Herz fing wild an zu pochen - doch zum Glück Fehlalarm. Die waren für ein anderes Kind da. 
Der Held kam genau 5 Minuten vorher bei uns an, bevor die Sanitäter den schon bedudelten Räuber abgeholt haben. 
Jerry grinste nur noch vor sich hin und hielt seine Lilli (Spieluhr) ganz fest. 
Was für eine Angst wir hatten, das könnt ihr euch sicher vorstellen. 
Vorallem als wir den Räuber an der Schleuse wieder abgeben mussten, 
kullerten mir natürlich wieder die Tränen.
Der Räuber konnte das nicht verstehen... fand er doch den Op-Helfer sehr ulkig.
Das letzte Bild welches ich sah war ein Räuber auf dem Arm von diesem besagten Op-Helfer, der mich über die Schulter grinsen ansah wie ein Honigkuchenpferd. 

Und dann kullerten sie... dicke Krokodillstränen. 
Und ich fühlte mich 6 Jahre zurück katapulltiert.
Alles kam wieder hoch..... 
all die Ängste und Sorgen, auch die die ich 4 Jahre zuvor erlebt habe als der Räuber im Koma lag. 
Ich hatte so unglaublich Angst, dass sich dieser Alptraum nochmal wiederholt. 
Ich wusste zwar, dass ich all das nicht alleine durchstehen muss - 
aber ehrlich gesagt fiel es mir sehr schwer mich dem Held gegenüber zu öffnen und fallen zu lassen. 

Denn, auch wenn wir schon 2,5 Jahre zusammen sind, war ich es in solch einer Situation nicht gewohnt nicht alleine zu sein.

Ich war es gewohnt, dass ich stark bleiben MUSSTE. 
Ganz egal was passiert. 
Aber diesesmal war es anders. 
Ich darf schwach sein, da ist jemand den ich liebe der mich in den Arm nimmt und ich mich fallen lassen kann. 
Und damit mein ich nicht nur die Zeit der Op, sondern auch schon all die Monate zuvor. 
Ihr wollt nicht wissen, was ich alles durchgemacht habe. 
Ich habe fast alles irgendwie mit mir selber ausgemacht.
Konnte nicht mit ihm darüber sprechen.
Und wer bekam es ab?
Natürlich Er. 
Meine Freunde. 
Die Schule. 
Eigentlich all die Menschen, die überhaupt nichts dafür konnten. 
Aber jeder dieser Menschen hatte Verständnis... 
jeder dieser Menschen zeigte mir das sie da sind.

Es war wirklich eine sehr schwere Zeit.
Doch der Räuber hat die Op mit Bravur gemeistert. 
6 Stunden ging sie! 
6 Stunden voller Bangen. 
Aber es half zu wissen, dass in diesen 6 Stunden ganz viele Menschen an Jerry dachten und sogar die Schwestern von der Kinderherzstation mitfieberten und sogar im OP anriefen ob alles nach Plan läuft. 
Jerry kam dann natürlich erstmal auf die Intensivstation. 

Am 2.Tag mussten wir aber erneut Fiebern. 
Und ganz ehrlich.. ich habe noch mehr geweint als bei der Op.
Der Moment der Extubation stand an.
Der Moment wo der Beatmungsschlauch gezogen werden sollte.
Der Moment wo 4 Jahre zuvor, 2 Zimmer weiter, auf der selben Intensivstation alles schief lief was nur schief laufen konnte und der Räuber ins Koma verlegt wurde. Und es war sogar auch noch die selbe Schwester mit dabei. 
Wir wurden wieder rausgeschickt.
Ich saß wieder vor genau der selben Schleuse wie 4 Jahre zuvor, 
wo ich einen Nervenzusammenbruch bekam. 
Ich fühlte mich, als würde ich vor Angst sterben.

Doch wisst ihr was?

Jede Angst war völlig unbegründet.
Der Räuber ist gewachsen. 
Ist noch stärker und stabiler geworden. 
All das was ich mir und auch andere Menschen mir Monate zuvor immer wieder eingeredet haben
hat er tatsächlich umgesetzt.
Es gab keinerlei Komplikationen. 
Tagelang lief alles wie am Schnürchen. 

Doch dann... baute er plötzlich ab. 
Und das obwohl er Mittags runter auf die normale Station verlegt werden sollte.
Wer das Räuberkind kennt, weiß irgendwie das dies sehr typisch ist für ihn. 

Fieber! Erbrochen! Sättigung fiel rapide ab.

Er war völlig fertig, war sehr weinerlich...
ich legte meinen Kopf an seinen streichelte ihm die Stirn 
 und sang ihm sein Lied vor.
Als er endlich eingeschlafen war,
schreckte er mit weit aufgerissen Augen, und Todeangst in ihnen hoch.
Wie aus dem Nichts. 
Und zuckte wahnsinnig zusammen,
als wenn er ganz ganz fürchterlich schreckliche Bilder im Traum gesehen hat.
Im 1.Moment dachte ich er habe  etwas mit dem Herz oder einen Epileptischen Anfall (obwohl er ja gar keine Epilepsie hat) 
Aber ich konnte nicht zuordnen was das nun sein sollte.
Der Held und ich schauten den Pfleger an, der selbst etwas ratlos da stand. 
Als Jerry mich dann anblickte und mich wahrnahm und realisierte wo er sich befand, 
ließ er sich zurück in meine Arme fallen. 
Völlig erschöpft. 
Der Arzt kam. 
Im Minutentakt und beobachtete Jerry.
Und dann... plötzlich.... wiederholt sich dieser Schreck erneut. 
Immer dann, wenn der Räuber kurz davor war in den Tiefschlaf zu fallen. 

Und wieder waren wir besorgt!
 Denn ich hab auch schon von Fällen gehört, wo das Jahre vorhanden blieb! 
Gottseidank erholte zumindest Jerry seine Lunge sich am nächsten Tag.
Er hatte kein Fieber mehr, die Sättigung war stabil... 
und nach dem 6.Tag zog er sich seine Sauerstoffbrille von selbst...und saß grinsend im Bett!  
Er aß wieder vernünftig und hielt die Schwestern nachts auf Trab und spielte mit ihnen das " Ich werfe  etwas aus dem Bett und du hebst es auf Spiel!" 
So wurde der Räuber an Tag 7 runter auf die normale Kinderherzstation verlegt, wo er schon voller Vorfreude von den Schwestern erwartet wurde. 

Leider hatte die Tatsache das Jerry so wunderbar aktiv war 
auch einen sehr blöden Nachteil.
Wundheilungsstörungen. 
Und dazu noch, ne Pflasterallergie.
Ich hab die Krise gekriegt.. und der Räuber sowieso.
Wie gesagt, er ist stärker geworden.
Das hat auch einen Nachteil... Pflaster wechseln etc ging nur noch zu viert. 
Auch die Narbe klaffte immer mehr auseinander, durch die Bewegung. 
Und dann passierte natürlich das beim Pflaster wechseln, was passieren musste: 
Die Narbe platzte auf! 
Da der Räuber sich die Seele aus dem Leib schrie und einen "Meltdown" bekam 
Es war zum verrückt werden. 

Noch dazu kam, dass der Räuber durch die Medikamente und die Narkose ganz fürchterliche Verstopfung bekam. So schlimm dass er neben den Halluzinationen Nachts auch noch mit unsagbaren Bauchschmerzen kämpfen musste. Einläufe etc. brachten nur mäßigen Erfolg. 
Die Nächte waren wirklich ein Horrortrip.. und ich bin so froh das der Held mit dabei war. Denn so konnten wir uns die Nächte über immer abwechseln und der andere sich im Ronald Mc Donald Haus etwas erholen.
 Doch der Tag an dem der Held dann nach 2 Wochen auch wieder nach Hause musste, da die Arbeit wieder rief und durch die Verschiebung der OP war unser ganzer Zeitplan durcheinander geraten. 

Dann hieß es völlig überraschend das wir Montags nach Hause könnten, 
doch Dr.Mir schaute sich die Narbe nochmal erneut an und sagte das es doch besser wäre nochmal einen Tag hier zu bleiben. 
Aber am nächsten Tag durften wir dann gehen. 
Es wurden noch Bilder gemacht von der Narbe, ich bekam Einläufe mit nach Hause, Salben, massig an Op-Pflastern etc.
(da dies die einzigen waren die der Räuber verträgt - und ihr wollt nicht wissen wie der Räuber aussah. Es war alles offen, am Hals wo der ZVK gelegen hatund auch um die Narbe drum herum und auch wo die Drainagen lag.)

Der Held wusste aber von all dem nichts, :) es sollte eine Überraschung werden. Es regnete in strömen auf dem Weg nach Hause. Der Räuber saß vorne bei mir, und es kam natürlich wie es kommen musste.... 
fürchterliche Bauchschmerzen und Fieber!
Ich also an der nächsten Raststätte angehalten und erstmal den Räuber versorgt. Ich hab echt gedacht, dass darf jetzt nicht wahr sein. 
Nach 6 Stunden waren wir dann zu Hause und der Räuber auch wieder Fieberfrei. Natürlich sind wir erstmal zu meinem Bruder gefahren (der Held war eh noch auf der Arbeit) und alle waren so baff, wie fit der Räuber wieder war. 
Er wurde überhaupt nicht zurück geworfen in seiner Entwicklung. 
Nur die Nächte,  die waren halt noch weiterhin anstrengend. 
Zu Hause ankommen dann, hab ich erstmal aufgeräumt, war noch Einkaufen und hab dem Held und mir ein leckeres Essen gezaubert. Überall Kerzen aufgestellt.... und dann kam er rein... um 23 Uhr und konnte seinen Augen nicht trauen 

Der Räuber durfte dann die nächsten 3 Wochen noch nicht in die Kita, 
da die Wunde weiterhin noch offen war. 
Die Verstopfung haben wir aber mit Dörrobst und Sab Simplex in den Griff bekommen. 
Mit dem posttraumatischen Durchgangssyndrom hatten wir noch ca. 5-6 Wochen zu tun gehabt. Natürlich hat er in dieser Zeit bei uns geschlafen 

2 Wochen später als der Räuber wieder in die Kita konnte, bahnte sich aber bereits der nächste Schicksalsschlag an, der mich in die Knie zwang. 
Wir erhielten einen Anruf von meiner Stiefoma!

Meiner Mama ging es sehr schlecht. Lungenentzündung. 

Wir waren paar Tage vor Hamburg noch bei ihr, und da wusste ich bereits wenn jetzt so etwas kommt.... dann wird sie gehen!
Sie hatte grade mal noch 30 kg. 

Und jetzt war klar... sie wird ihren Weg gehen. 
Sie wird erlöst werden.

Mein Bruder, ich und meine Schwägerin sind Mittwochs alle noch zusammen hingefahren... saßen ne ganze Weile neben ihrem Bett... hielten ihre Hand.... 
und ließen sie spüren das wir bei ihr sind. 
Das sie diesen Weg nicht alleine gehen muss.
Zum Glück nahm sie uns wahr. 
Donnerstags bin ich wieder hin gefahren ... mit dem Held.
Denn auch er wollte meine Mama noch verabschieden... 
und ich spürte einfach das es sich nur noch um Tage handeln kann. 
Wir saßen wieder einige Stunden neben ihrem Bett,
hielten wieder ihre Hand,
und versuchten ihr ihre Angst zu nehmen.
Es war wirklich nicht einfach.
Ich denke jeder der bereits einen Elternteil von sich gehen lassen hat muss, wird es verstehen wie ich mich gefühlt habe und immer noch fühle.
Aber die Tatsache, dass es für sie nach 11 Jahren Qual DIE Erlösung ist, ließ mich stark bleiben! 
Aber einfacher macht es diesen Verlust trotzdem nicht. 
Ich habe sie noch in einem wachen Moment gefragt, ob sie noch weiß das wir alle am Tag zuvor da waren... sie schaute mich an und sagte: "ja!" 
Wir blieben noch lange Zeit bei ihr sitzen.

Am nächsten Morgen klingelte um 6 Uhr unser Telefon.
Ich wusste was dieses klingeln bedeutet!
Der Held ging dran, und es war mein Bruder!
Er blickte zu mir rüber und reichte mir das Telefon. 

Sie war die Nacht ganz friedlich eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht! 

Mein 1.Satz zu meinem Held war: " Sie hat auf uns gewartet!" 
Und das hat sie! 
Da bin ich mir sehr sehr sicher!
Die Information das Jerry die Herz-Op gut überstanden hat, bekam sie natürlich schon als wir in Hamburg waren. Denn das hab ich ihr fest versprochen! 
Nur hat sie all die Zeit darauf gewartet, dass wir alle gemeinsam nochmal an ihrem Bett stehen. Als Familie! 

Ich stand sofort auf, machte mich fertig und wir setzten uns ins Auto und fuhren zu ihr um uns noch ein letztes Mal zu verabschieden. 
Jerry musste mit, da die Kita an diesem Tag geschlossen hatte.
Ich bin einfach so unglaublich dankbar, meinen Mann an meiner Seite zu haben. 
Er fing mich wieder erneut auf. 

Er blieb draußen auf dem Flur mit dem Räuberkind und ich betrat zu erst ihr Zimmer. 
Sie lag ganz friedlich in ihrer weißen Bettwäsche, ihrem weißen Nachthemd 
mit einer weißen Rose in den Händen in ihrem Bett.

So wirkte so friedlich als würde sie nur schlafen. 
Aber diese verdammte Krankheit hat natürlich deutliche Spuren hinterlassen, 
sie war nur noch Haut und Knochen!

Sie hatten den Engel den ich meiner Mama mal zu Weihnachten geschenkt habe, 
neben ihr Bett gestellt mit einer kleinen Kerze.

Glaubt ihr mir, wenn ich euch sage - es fiel mir wahnsinnig schwer ihr Zimmer zu verlassen!? 

Ich fühlte ein wahnsinniges Gewicht auf mir, und wollte flüchten... 
doch vor der Wahrheit kann halt niemand fliehen. 

Denn immerhin war dies ein Abschied für immer! 
Wobei ... Nein! Wir werden uns wiedersehen. Sie ist einfach nur vorgegangen.
In eine andere Welt, wo sie nun frei ist.... 
und das ist immer noch der einzige Gedanke der mich diese Tatsache das ich meine Mama verloren habe, ertragen lässt. 
Aber unsere Erinnerungen werde ich nie vergesse, 
auch wenn sie teilweise sehr verletzten. 
Doch auch diese Erinnerungen sind durch nichts zu ersetzten!

Nachdem Abschied bei meiner Mama hatte ich das unsagbar große Gefühl meinen Papa in meine Arme zu schließen. 
Aus diesem Grund sind wir sofort bei ihm vorbei gefahren, 
die Kirchglocken läuteten... 
er kam mir aus der Haustür entgegen, blickte mich an und wusste was Sache war!
Auch wenn er und meine Mama sich leider nicht mehr vertragen haben in diesem Leben, so hatte auch er daran zu schlucken. 

Aber was mich nach wie vor sehr sehr wütend macht, 
ist die Tatsache dass in all den Jahren niemand von ihrer Familie nach ihr gefragt hat, keiner es für nötig hielt sie zu besuchen. 
Noch nicht einmal ihre eigene Mutter! 
Aber das ist jetzt wirklich ein anderes Thema.

1 Woche später war die Beerdigung. 
Fast das ganze Dorf war anwesend...!

Der Frauenchor sang für sie und die Pfarrerin hielt eine sehr schöne Rede 

und die Erde weinte mit: denn es regnete in Strömen.

Und irgendwie war doch klar, dass sich mein Körper nach diesem Verlust melden wird. 
Die vielen anstrengenden Monaten zuvor mit dem Räuberkind und dann der Verlust meiner Mama! 
Ich spürte an diesem Tag schon immer wieder ein sehr unangenehmes Ziehen im Bauch... aber ich schob es auf den Stress, den Schmerz und Verlust. 
Wir trafen uns alle nach der Beerdigung noch im Dorfgemeinschaftshaus und tranken Tee und Kuchen. 

Gegen Abend machten der Held und ich uns wieder auf den Heimweg.
Und ich versuchte irgendwie damit abzuschließen. 
Was natürlich völliger Schwachsinn war!

Späten Abend hatte ich plötzlich so unglaubliche Bauchschmerzen, 
dass ich nicht mehr laufen konnte, mich nicht mehr grade machen konnte und nur noch gekrümmt habe vor Schmerzen und geweint habe.
Der Held war kurz davor den Notarzt anzurufen- aber  das wollte ich natürlich wieder nicht. Stattdessen hab ich einfach wieder Symptomatisch behandelt - sprich: Schmerztablette und Wärmflasche. 
Nach Stunden ging es mir etwas besser.
Freitags lag ich weiterhin flach. Samstags immer noch Schmerzen und ich ließ mich überreden dann doch mal in Krankenhaus zu gehen. 
Dort stellte man fest das ich 2 5x6cm große Zysten hatte. 
Man behielt mich dort!
Am nächsten Tag durfte ich nach Hause, da ich mich noch nicht operieren lassen wollte.... naja.... und 3 Tage später war ich wieder dort da die Zyste eingerissen war und ich wieder Schmerzen hatte und mich die Nacht zuvor Übergeben hatte und fast nen Kreislaufkollar bekam. 
Nachdem ich meine Ärztin anrief, sagte diese nur, dass ich umgehend ins Krankenhaus sollte.
Ich lag am selben Tag noch unterm Messer. 


Ihr merkt also, die letzten Monate war hier einiges los. 

Und mir ging es psychisch mehr als dreckig. 
So schlecht wie schon sehr sehr sehr sehr lange nicht mehr. 
Es fiel mir wahnsinnig schwer mich zu öffnen, 
da ich all diese Dinge irgendwie mit mir selber ausmachen wollte - 
was natürlich ein riesen großer Fehler war. 
Doch irgendwann hat mir der Held in den Hintern getreten... 
wir führten ein langes Gespräch.
Ich merkte das ich niemanden mehr so wirklich gerecht wurde... 
und am aller wenigsten mir selber.
 Dies war der Punkt, als ich das Gespräch mit meinem Hausarzt suchte. 
Ich brauche professionelle Hilfe,dessen war ich mir nun zu 100%zig bewusst. 
Stark sein bedeutet eben nicht immer nur alleine zu kämpfen, 
stark sein bedeutet eben auch Hilfe anzunehmen. 
Da die Wartezeiten für einen Termin beim Psychologen aber mehr als unverschämt sind, habe ich nun zugestimmt erstmal mit Antidepressiva zu arbeiten.
Diese Tatsache war für mich ein sehr großer Schritt.
Noch nicht mal als ich damals unter meiner Panik- und Angststörung litt mit Depressionen nahm ich das Zeug. 
Aber der Unterschied zu damals ist einfach: ich hatte den Räuber noch nicht.
Meine Ausbildung noch nicht. 
Und nicht meinen wundervollen Helden. 

Die beiden haben mein Verhalten einfach nicht verdient gehabt. 
Und was soll ich sagen: mir geht es jetzt gut!

Natürlich nehmen mir diese Tabletten nicht meinen Schmerz was den Verlust meiner Mama angeht... 

aber dieses Chaos in meinem Kopf mit unkontrollierten Gedanken und Gefühlen hat nun endlich ein Ende. 
Ich kann wieder abschalten und genießen. Ich kann wieder ich selbst sein.
Natürlich ersetzt das auf gar keinen Fall meine Therapie. 
Aber jetzt geht es mir erstmal um den Moment. 
Und für mich ist es grade der richtige Weg den ich gehe. 


(Bild: Lulugraphie)

Nur das und meine Familie zählt! 


Liebst
die Nike


PS: Wie geht ihr denn mit solchen Verlusten um? Oder geht es euch da auch so wie wir, dass ihr so etwas versucht ganz alleine mit euch selber auszumachen?